No Use for a name / Big Wig / Planet Smashers

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So 36 am 07.10.03, SO 36
Wieder mal viel zu spät mache mich mit meiner Sendungspartnerin Beate auf den Weg. Dieses Mal wollten wir eigentlich unbedingt pünktlich sein, um auch mal was von den „Vorbands“ mitzubekommen. Doch wie immer kam was dazwischen.

„Hausparty“ war angesagt. Unser Vermieter, meiner WG, lud alle Bewohner des Hauses ein, um sich zu bedanken, daß die Umstellung von Ofen- auf Fernheizung vor ca. 3 (!!!) Jahren so gut geklappt hat. Schon des Öfteren lag dafür eine Einladung im Briefkasten, doch immer wurden diese kurzfristig abgesagt, wegen irgendeinem Mist. Dieses Mal aber jedoch machte er seine „Drohung“ war. Dieser Typ kommt aus Bayern, ist angeblich Orthopäde und hat einen ziemlichen Dachschaden. Da er aber zum Grillen (Anfang Oktober !!!) und Freibier lud, durfte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen. Was soll´s, schaue ich mal kurz vorbei, dachte ich mir. In einer leer stehenden Wohnung im 4. Stock sollte es um 19.00 Uhr losgehen. Ich muss anmerken, daß wir gerade dazu 2 neue Mitbewohnerinnen bekommen haben & wir daher ein wenig im Umzugsstress waren. Außerdem will man seine neuen Mitbewohner ja auch ein wenig kennen lernen. Daher blieb ich eh schon länger als geplant. Um halb acht ruft dann unser Vermieter in unsere offen stehende Wohnungstür, daß es in einer Viertel Stunde losgeht. Aha. Super. Danke für die Information.

Unsere neue Mitbewohnerin Nummer 1 „glüht schon seit 4 Uhr nachmittags vor“, weil sie bei ihrem neuen „Zeitungspromotionjob“ in 4 Stunden 8 Euro verdient hat. Da ist der Frust verständlich. Egal. Also, kurz hoch gehen, schauen, dann aber weg…
Wir kommen hoch und stellen fest, daß die Raucher vor der Tür bleiben müssen. Super. Dabei riechts drin doch aber so schön nach leckerem, E-gegrilltem Essen. Obwohl, na ja, die Freude wird getrübt als so ein Balg immer wieder die Wohnungstür auf macht, uns anbrüllt, wieder zu macht usw. usf. Aber cool, hey, das Fass Bier steht auch draußen und so schenken wir uns erst mal kräftig ein. Dann siegt aber doch der Hunger und ich bitte das Balg mich doch ein zu lassen. Er ist so gnädig und tut es. Ahh, drinnen gibt es auch Bier. Aus Flaschen. Der Mann denkt an alles. So schlecht ist unser Vermieter gar nicht… Schön, auch mal den Rest des Hauses kennen zu lernen. Aber nach weiteren 20 Minuten stelle ich fest, daß sie auch nichts Interessantes zu erzählen haben. Naja, wenigstens kann ich jetzt los. Gut gestärkt mache ich mich also auf den Weg ins SO 36. Unterwegs stößt noch Beate zu mir. Also sollte einem gepflegten Punkrockabend nichts mehr im Weg stehen.
Das erste Mal nach der Fußbodensanierung stehe ich nun im SO 36. Naja, es ist dunkel und so viel Veränderung kann ich nicht feststellen. Gut so. Aber es geht ja auch um die Sicherheit des Konzertbesuchers. Vor ein paar Jahren ist wohl bei einem Konzert im „Esso“ ein Mädel bis zu den Knien in den Boden eingebrochen. Gab bestimmt ein lustiges Bild ab. Da fühlt man sich als Band bestimmt doppelt so gut, wenn man den Laden im wahrsten Sinne des Wortes zu Kleinholz rockt.

Billig war das fürs SO 36 sicher nicht. Aber in der Zwischenzeit hatte man ja viele Benefizkonzerte zu Gunsten der Sanierung gemacht und so sollte die Aktion auch nicht zu sehr den Geldbeutel geschröpft haben. Hoffe ich jedenfalls. Denn im „Esso“ habe ich viele geile Konzerte erlebt. Wäre schade, wenn ein Club mit so viel Tradition wegen so etwas irgendwann dicht machen müsste.

Aber das scheint ja momentan nicht der Fall zu sein. In Berlin weiß man ja nie…
Heute Abend standen also NO USE FOR A NAME auf dem Programm. Dazu noch ein paar Vorbands, deren Namen ich bis zu meinem Eintreffen im Club noch nicht wusste. Dazu aber später mehr.
Wir also rein. Hier und dort wieder mal ein paar bekannte Gesichter. Lange nicht gehabt. Schön. Die teilen uns auch gleich mit, daß wir bereits zwei Bands verpasst haben. An sich nicht so schlimm. Als ich aber am Merchstand sehe, wen ich verpasst habe, hätte ich mich schon wieder in den Allerwertesten beißen können. Die PLANET SMASHERS aus Kanada waren schon vorbei. Ihr letztes Album, welches auf dem Schweizer Label LEECH herauskam, hatte mir so richtig gefallen & live im (Na Ihr wisst schon…) Wild at Heart waren sie vor 2 Jahren, glaube ich, auch richtig gut. Warum steht so was nicht in den Ankündigungen??? Die zweite Band, die wir verpasst haben war eine irische Band, deren Namen ich bisher nicht kannte. Da ich ja aber im Allgemeinen ein großer Irlandfan bin, ärgerte mich das auch schon wieder maßlos. Kann man wohl nichts machen. Wer zu spät kommt… Ich schwöre, beim nächsten Mal komme ich früher.

Dafür wurde ich aber wenigstens ein wenig mit dem nun Folgenden entschädigt. Die Bühnenumbau-maßnahmen schienen soweit abgeschlossen zu sein und neben dem Schlagzeug, rechts und links, brannte aus kleinen Schalen ein kleines Feuer. Nicht schlecht. Ließ schon mal Gutes vermuten. Doch halt. Das waren ja gar keine Feuerschalen. Das waren die BECKEN!!! Himmeldonner-wetter, wie geil ist das denn.

Lange Zeit zum überlegen hatte ich nicht, da legten BIG WIG auch schon los. Eine Hardcorekapelle der Güteklasse 1a. Ordentliches Geknüppel, ohne die Melodie zu vergessen. Und auch den Zuschauern wusste die Band aus New Jersey zu gefallen. Ich schätze mal, eine dreiviertel Stunde dauerte ihr Set und mir wurde nicht ein einziges Mal langweilig. Klasse. So hinterlässt eine Band einen guten Eindruck. Am Stand wollte ich mir noch eine CD von ihnen zulegen. Die CD´s seien aber schon seit ihrem Gig in Amsterdam ausverkauft, teilte man mir mit. Schade. Nicht nur mir haben sie also gefallen. Wenn Ihr die Chance habt, die Band irgendwo mal zu sehen, dann lasst es Euch nicht entgehen. Später lasse ich mir vom Drummer den „Feuertrick“ erzählen. Der bleibt jedoch geheim & bald werde ich diesen bei mir auch anwenden. Hehe. Rock´n´Roll!!!
Und nun zum Hauptact des Abends. Nach der beeindruckenden Show von BIG WIG konnte ich mir nur schwer vorstellen, daß eine Band das toppen konnte. Und siehe da, ich sollte Recht behalten. NO USE FOR A NAME spielten gekonnt ihr Set herunter. Auch beeindruckend. Aber es gab keine großen Überraschungen. Der Vorteil von NUFAN ist, daß man sich auf ihre Qualitäten, sowohl im Studio, als auch live, verlassen kann. Andererseits ist das eben im Vergleich zu ihrem Support auch ihr Nachteil. Fast gelangweilt, trotz der geilen Songs, nahm ich den Auftritt von NUFAN wahr. Der gewohnte Film lief vor meinen Augen ab. Rucksacktragende Gymnasiasten mit langen Loden kreisen anständig aus. Stagediven, was das Zeug hält, aber immer schön im Flug sich auf den Rücken drehen, um den „Fängern“ den Rucksack ins Gesicht zu pfeffern. Yeah. Das ist Punkrock. Also jeden anderen würde ich auffangen. Bei denen würde ich maximal 3 Schritte beiseite gehen.
So schlimm wie es sich anhört fand ich den Auftritt aber nicht. Es war schön und für einen Dienstagabend auch eine gute Stimmung. Sie können gerne wieder kommen und ich bin auch bestimmt wieder dabei. Ab und zu zuckte sogar mein Tanzbein. Für überschwängliche Freudentänze reichte es aber nicht.
Zu Hause angekommen schläft unsere neue Mitbewohnerin Nr.1 schon tief und fest. Man erzählt mir, daß man sie die Treppen runter und das Hochbett rauf tragen musste. Cool. Wo war denn jetzt mehr Punkrock los? Hier oder dort?