The Donnas und White Light Motorcade

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am 23.09.2003 im Columbiafritz
Dienstag ist irgendwie ein blöder Tag für Konzerte, finde ich. Die Erholung vom Wochenende ist längst verflogen & an das nächste Wochenende kann man noch gar nicht so recht denken. Schlimmer sind eigentlich nur noch „Sonntagskonzerte“. Aber egal. Die DONNAS waren in der Stadt.

Vor knapp 2 Jahren landeten sie mit dem Album „Turn 21“ das erste Mal in meinem CD-Player und ich war relativ schwer begeistert von den 4 Damen aus Kalifornien. Mit Texten über Boys, Sex und „um die Strassen ziehen“ hielt das Album alles, was der Name versprach. Kann man in Amiland doch erst mit 21 Jahren all das tun, was wir hier mit 16 Lenzen auf Klassenfahrten, spätestens aber mit 18 Jahren jedes verdammte Wochenende tun. Erschienen ist das Ding damals auf LOOKOUT RECORDS, einem schon etablierten Indielabel. Das Label, welches auch GREEN DAY zum großen Erfolg verhalf.
Der Uli I von den D-Sailors (www.d-sailors.de) hat dort vor einiger Zeit mal ein Praktikum gemacht. Fand das Umfeld dort aber nicht so klasse, weil man sich eben gerade nur auf diese Sachen beschränkt. Also sich teils auf dem GREEN DAY – Erfolg ausruht, andererseits sich voll auf Bands wie die DONNAS konzentriert und dabei die kleineren Bands des Labels vernachlässigt hat.
Denn die DONNAS haben mittlerweile das Label gewechselt und haben ihre neue Platte „Spend the night“ im April diesen Jahres beim Major ATLANTIC herausgebracht. Die fünfte ist es bereits. Weitere Informationen erspar ich Euch an dieser Stelle aber mal. Es geht ja schließlich um das Konzert. Wenn Ihr mehr über sie erfahren wollt, durchsucht mal ein wenig das Netz. Da findet man schon eine Menge über sie.

Ein bisschen BLACK REBELL MOTORCYCLE CLUB, ein bisschen SOCIAL DISTORTION

Ich musste schon ein wenig früher zum Ort des Geschehens, dem Columbiafritz, da ich mit den Damen noch ein Interview führen wollte. Selten war ich aber so verpeilt, wie an diesem Tag. Ich wohne ja nun schon eine Weile in Berlin und müsste mich eigentlich mit dem ÖPNV auskennen...
Erst stieg ich aus der S-Bahn eine Station zu früh aus. Dann, an der richtigen Haltestelle angekommen, rannte ich einen halben Kilometer zur U-Bahn, um dann feststellen zu müssen, dass ich nur mit der S-Bahn vom gegenüberliegenden Gleis hätte weiterfahren müssen. Also, den halben Kilometer wieder zurück, S-Bahn vor der Nase weg, 10 Minuten warten...
Schließlich komme ich doch noch genau zum Interviewtermin an. Ein Vorgespräch mit meiner Co-Moderatorin Beate, vom uniRadio (www.uniradio.de/mainstream) fällt deshalb aber leider aus.
In den Kellerräumen des Columbiafritz muss ich verhältnismäßig auch gar nicht lange warten und werde mit Beate zu Donna A. (voc) und Donna R. (git) geführt. Die anderen beiden Donnas sind genauso mit Interviews beschäftigt, trotzdem scheinen die Damen noch recht fit zu sein. Dies ist ja nicht immer der Fall. Und wenn einem immer wieder dieselben Fragen gestellt werden, kann man schon verstehen, dass die Musiker dann oft keine Lust mehr haben, Rede und Antwort zu stehen.
Wie gesagt. Sie waren den Umständen entsprechend noch gut drauf & wir unterhielten uns über Gott (Bush) und die Welt und es kam ein schickes Interview heraus, welches Ihr demnächst hier nachlesen könnt. Als wir fertig waren, war es so um halb acht. Um zehn sollte es mit den DONNAS erst losgehen. Was also die ganze Zeit machen? Glücklicherweise habe ich mich um acht mit Stefan verabredet, der beim Konzert für diesen Bericht hier gleich ein paar Fotos schießen wollte. Ihm waren die DONNAS bis dato völlig unbekannt. Ich versprach ihm aber, er solle sie sich unbedingt anschauen, denn es würde mit Sicherheit einfach nur klasse werden. Dachte ich zumindest.
Vorerst vertrieben wir uns die Zeit, indem wir ein paar Bier tranken. Die unverschämten Bierpreise, sowohl im Columbiafritz als auch in der Columbiahalle, dürften ja jedem bekannt sein. Als wir so gegen 21.00 Uhr die Halle betraten, spielte schon die erste Band. WHITE LIGHT MOTORCADE. Oh je. Was war denn das? Später wies mich unsere VoiceofaCulture-Anne auf ein Wortspielchen hin, wie vielleicht der Bandname entstanden sein könnte. Ein bisschen BLACK REBELL MOTORCYCLE CLUB, ein bisschen SOCIAL DISTORTION (Remember: White Light, White ….). Aber irgendwie traf es das auch nicht so ganz. Die ersten Töne, die sich in meine Ohren verirrten, ordnete ich erstmal so in die Richtung Schwuchtelrock ein. So Hamburger Schule, nur auf Englisch. Auch der milchgesichtige Sänger konnte der ganzen Sache nicht wirklich einen Hauch Authentizität verleihen. Zwar wurde es zum Schluss doch ein wenig rockiger, ein bisschen STROKESlike, ein bisschen HIVESlike dann war es aber auch schon vorbei. Bis auf wenige Ausnahmen, gaben mir die, relativ spärlich erschienenen bekannten Gesichter des anwesenden Volkes in dieser Hinsicht wenigstens recht.

Überhaupt. Was für ein Publikum? Ich glaube fünfzig Prozent der Zuschauer waren dickbäuchige, barttragende Männer, denen ständig ein Grinsen im Gesicht stand. Wahrscheinlich weil sie gleich, endlich, ein paar leicht bekleidete „Rocktussies“ zu sehen bekommen werden, die vielleicht nicht unbedingt gut spielen konnten, dafür aber umso besser aussahen. Wie auf einem Rockertreffen. Womit wir wieder beim Namen der Vorband wären. Der Rest? Naja. Irgendwie von allem etwas. Schüler, Pärchen, jung, alt usw. Ja und das war dann vielleicht auch ein Grund dafür, dass bei den darauf folgenden DONNAS nicht so recht Stimmung aufkam.
Straight rockten die Damen ihr Set runter. Spieltechnisch perfekt. Die Schlagzeugerin rockte was das Zeug hielt und sah teilweise so aus, als würde sie direkt auf einem Wespennest sitzen und sogar ein bis zwei mal gestochen worden sein. Und auch der Rest machte, posertechnisch, eine gute Figur. Ja man versuchte sogar mit dem Publikum zu spielen, welches mit den Sprüchen und Späßen der Band allerdings nicht so recht etwas anzufangen wusste. Und immer wieder die grinsenden, alten Daddys…
Gespielt wurden vor allem neue Songs. Natürlich auch die Hitsingleauskopplung „Take it off“ und zwischendurch immer wieder auch ein paar ältere Songs. Quasi für die Fans der ersten Stunde.
Nach gerade mal 40 - 45 Minuten war aber Schluss. Und trotz lauter Zugabe-Rufe kamen die Damen nicht wieder, was mit einem ordentlichen Pfeifkonzert honoriert wurde. Als das Pfeifen nach ca. 5 Minuten aber noch immer nicht verklungen war, erbarmte sich ein Roadie oder der Tourmanager oder was weiß ich und teilte den noch verbliebenen Gästen erst auf Englisch, dann ein anderer auf Deutsch, mit, dass die Drummerin gesundheitliche Probleme hätte und die Band einfach nicht weiterspielen konnte. Mmhh. Sah man ihr gar nicht an.
14 Monate sind sie nun wohl schon fast ohne Unterbrechung auf Tour. Das da Ermüdungserscheinungen auftreten ist klar nachzuvollziehen. Und sie haben auch bestimmt schon bessere Konzerte gespielt. Aber ein bisschen mehr hatte ich schon erwartet.
Ein wenig hat es sich vielleicht gelohnt, gerade für die jüngeren Fans, aber auch für den Geldbeutel, zumal der Eintritt an der Abendkasse immerhin bei 16 EUR lag. Aber vielleicht war es auch mal gut, dem verwöhnten Berliner Publikum zu zeigen, dass man nicht alles (oder in diesem Fall gar nichts) mit einer Band machen kann. Jedes Publikum kriegt die Band, die es verdient. Wenn es nicht will. Dann eben nicht.
Was bleibt ist ein Für und Wider. Immerhin bekam ich seit langem mal wieder, von einem Konzert kommend, innerhalb der Woche, ohne große Anstrengungen eine gute Bahnverbindung nach Hause. Wenigstens das hat dann an diesem Tage also noch geklappt. Ja, ja. So Dienstagskonzerte sind schon so eine Sache…