Manu Chao / Fermin Muguruza / O Jarbanzo Negro / La Carrau

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Die Bühne wäre sonst auch aus allen Nähten geplatzt
Katumbi Express/ Rubi - Place de Football/ 06.09.2003

Rubi ist ein Arbeitervorort im Norden Barcelonas, in dem normalerweise nichts weltbewegendes passiert. Aber da kleine Vororte ja gerade deshalb manchmal den Bonus geniessen, von grossen Bands besucht zu werden, hatte auch Rubi die Ehre, Austragungsort des letzten Konzertes des legendären Katumbi Express sein zu dürfen. Manu Chao, Fermin Muguruza, O Jarbanzo Negro und La Carrau gaben sich die Ehre und rockten den kleinen Fussballplatz Rubis bi in die Puppen. Von der Atmosphäre her wirkte es wie ein kleines Open-Air-Festival in irgendeinem Ghetto, umringt von Arbeiterplattenbauten, auf denen die Leute die Show vom Balkon aus betrachten konnten.

Wie auch schon die übrigen Konzerte des Katumbi Express war der Eintritt mit12 Euro wieder mal unschlagbar. Da lässt der gute Manu sich echt nicht lumpen, solange er sich in seinen vertrauten Gefilden aufhält. In Deutschland hätte der Spass dann wohl gleich mal das dreifache gekostet. Aber in Deutschland hätte ein Konzert auf einem Fussballplatz in irgendeinem x-beliebigen Vorort gar nicht erst stattgefunden. Und schon gar nicht bis drei Uhr nachts. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
La Carrau betraten pünktlich gegen 20.30 Uhr die Bühne und machten den Anheizer, wobei sie mit ihrer Mischung aus Polka, Folklore und spanischen Rythmen die Masse gut in Schwung brachten. Gefolgt von Oh Jarbanzo Negro, die es mit ihrer ebenfalls Folklore/Ska-lastigen Mukke leichte hatten, die Meute am Tanzen zu halten. Es erstaunt mich immer wieder, dass hier die Vorbands schon immer wie der Hauptact hochgejubelt werden.Gegen 23.30 Uhr ging es dann mit Manu Chao samt Radio Bemba weiter. Und da ging die Party richtig los! Gespielt wurde alles volle Breitseite, und zwar doppelt so schnell wie auf Platte, so dass man aus dem Pogen gar nicht mehr heraus kam. Nach einigen Songs kam dann auch Fermin Muguruza dazu und der Fussballplatz verwandelte sich in eine einzige Staubwolke.

Als Special Guest kamen letztlich, man glaubt es kaum, auch noch Zebda aus Toulouse mit auf die Bühne. Was für ein Fest! Und wie nicht anders zu erwarten wurde über zwei Stunden durchgespielt was es bei so vielen grandiosen Musikern auf einem Fleck halt so zu spielen gab. Gegen 1.30 Uhr neigte sich aber auch diese Konzert dem Ende zu und die Leute wurden durch hardcore-Techno vom Platz vertrieben. Wer die Idee dazu hatte ist mit schleierhaft, aber Techno wird in Spanien auch anders gehandhabt als bei uns. Die meisten Leute waren also schon gegangen, als plötzlich noch einmal eine bis dahin eher unspektakuläre Akkustik-Gruppe die Bühne betrat. O.K., ein Konzert nach dem Konzert hab ich zwar auch noch nicht erlebt, aber hier ist ja alles möglich, dachte ich mir, um nochmal gucken zu gehen. Tja, und wer saß da an der Trommel? Der Manu persönlich.

Die Bühne füllte sich langsam auch wieder mit den übrigen Musikergesellen, und es wurde lustig drauflos gejammt. Was für eine Session! Dann kamen auch noch immer mehr eifrige Fans aus dem Publikum dazu, und die Bühne fungierte als neuer Festplatz. Nachdem aber alle Übriggebliebenen mitfeiern wollten, stellte sich die Security quer und liess keinen mehr rauf. Die Bühne wäre sonst auch aus allen Nähten geplatzt. Aber wo kann man bei uns schon bei voller Lautstärke bis nachts um 3 mitten in einer Wohngegend feiern? Und das auch noch gänzlich ohne Bullerei? Mit den Musikern zusammen? Und noch dazu habe ich Fermin Muguruza am nächsten Tag ganz privat in der Stadt gesehen. Sowas passiert einem aber auch nur hier!