bei ihrer Berlintour / Xarecrows, 07.09.03, H.O.F. 23
Ja, wo will die Terrorgruppe denn noch hin?
Wie oft kommt es schon vor, daß sich eine Band, und eine gute dazu, direkt, na ja fast direkt, vor Deiner Haustür spielt?
Nachdem im letzten Jahr der erste Teil der Berlintour für die TERRORGRUPPE ein ziemlich großer Erfolg war, für die sie ziemlich viele dankbare Gesichter ernteten, stand bzw. steht in diesem Jahr nun der zweite Teil an, wo sie nun Stadtteile besuchen, die sie beim ersten Teil nicht berücksichtigen konnten. Ja, und dann kann es schon mal vorkommen, daß eine Band direkt, na ja fast direkt, vor Deiner Haustür spielt.
Diesmal sollten die Konzerte in Köpenick (ABC-Club), Weißensee (H.O.F. 23), Mitte (Schokoladen) und Tempelhof (Columbiafritz) stattfinden & gleichzeitig war oder ist es wohl so etwas wie eine kleine Promotour zum Erscheinen Ihres neuen Albums „FUNDAMENTAL“ (VÖ: 6.10.03) bzw. Ihrer neuen Single „ANGELA/HUNDSGEMEIN“ (VÖ: 8.9.03), die übrigens sehr sehr geil ist, einiges verspricht und einen gespannt auf das neue Album warten lässt. Mal sehen, was uns da erwartet. Immerhin ist es ja bereits ihr 7. Album und nach einem Major-Ausflug, Livealbum und unzähligen Konzerten ist es bestimmt nicht einfach, sich selbst noch mal zu toppen.
Ja, wo will die TERRORGRUPPE denn noch hin? In die Charts? Vielleicht. So unwahrscheinlich ist das gar nicht. Ich hab mir sagen lassen, so schlecht wie es der Musikindustrie geht, reicht es ja schon, wenn man in der ersten Woche des Erscheinens so um die 500 bis 1000 Singles verkauft, um in eben jene zu kommen.
Und in Sachen Werbung, auch unkonventionell, sind die Herren aus Kreuzberg ja wahre Meister.
Man denke nur an den ganzen Medienrummel zum Erscheinen Ihres Livealbums „BLECHDOSE“.
Hinzu kommt, daß im Titeltrack der neuen Single die CDU_Chefin ANGELA MERKEL nicht gerade gut bei weg kommt, was ja schon nach Einstweiligen Verfügungen und dergleichen schreit. Und das wiederum ist ja dann auch keine schlechte Werbung.
Aber kommen wir mal zum musikalischen Teil des Abends. Ich habe mich dazu entschieden, mir den 2. Tag anzusehen, wo es TERRORGRUPPE in den Stadtteil Weißensee verschlug, was ja praktisch bei mir um die Ecke liegt. Also schnell das Fahrrad geschnappt & losgedüst. Beim „Dönermann“ das erste Bier geholt, denn das ist ja im Allgemeinen billiger als selbiges Gebräu aus den Zapfhähnen der jeweiligen Veranstaltungsorte, egal wo nun wer spielt. Und wie bei einem Dieselmotor, kann ja „Vorglühen“ nicht schlecht sein.
Relativ wenige, nein eigentlich gar keine bekannten Gesichter lungern schon am, noch verschlossenen, Eingang herum und ich stelle fest, daß ich mit T-Shirt, Pullover und Lederjacke temperaturtechnisch doch ein wenig „overdressed“ bin und beschließe, noch mal kurz nach Hause zu düsen, um mich wenigstens des Pullis zu entledigen.
Kaum zurück treffe ich Anna (ex- DIE PLANLOSEN, ex-SPANX), die mir sagt, daß heute die XARECROWS den Abend eröffnen sollten. Cool, dachte ich. Lange nicht gesehen die Jungs. Das letzte Mal war das so 1998, glaube ich. In Frankfurt (Oder) auf dem Rathausplatz zusammen mit NO EXIT und uns (Die Bockwurschtbude). Und damals haben sie mir auch recht gut gefallen. Mittlerweile haben sie sogar den EMERGENZA-Wettbewerb gewonnen. Aber trotzdem oder gerade deshalb kann mich Ihr aktuelles Debütalbum „KAFFEE, BIER UND SCHOKOKÜSSE“ nicht wirklich überzeugen. Später erfahre ich auch, daß von der ursprünglichen Besetzung nur einer übriggeblieben ist. Und daher finde ich es auch nicht schlimm, daß ich die Band biertrinkenderweise beim, na klar, Dönermann verpasse.
Kaum zurück in der Halle, die ich übrigens recht nett finde, legt die TERRORGRUPPE auch bald los. Das Berliner Publikum, recht jung übrigens, macht seinem Ruf alle Ehre und steht eine ganze Weile erstmal fast regungslos da. Für eine Band, die eigentlich anderes gewöhnt ist, sicherlich eine schwierige Situation. Aber die TERRORGRUPPE ist ja nunmal in Berlin beheimatet und kennt die hiesige Szene.
Sie kann sehr wohl damit umgehen. Sollte sie zumindest und haben sie auch. Sie haben doch schon ihren Spaß auf der Bühne und spielen ein abwechslungsreiches Set, das auch schon einige neue Songs vom demnächst erscheinenden Album enthält, welche sogar schon von einigen Leuten mitgesungen werden, die wahrscheinlich schon tags zuvor im ABC-Club Köpenick anwesend waren. Es gab ja so ein 4-Tagesticket, das einem den Eintritt für alle Gigs der Berlintour gewährt(e). Die 160 bereits im Vorfeld verkauften Tickets reichen für einen vollen SCHOKOLADEN, hier im H.O.F. 23 gerade mal für knapp die Hälfte des Hauses, wenn nicht sogar weniger. Langsam bessert sich die Stimmung aber zusehends und wurde nur noch einmal getrübt, als beim letzten Lied ARCH seine Hose fallen ließ und ganz im TURBONEGRO-Stil eine Arschrakete zünden lassen wollte.
Dies ging jedoch fast buchstäblich in die Hose, denn irgendwie wollte das Ding nicht zünden. Peinlich, peinlich. Aber eigentlich doch nicht so sehr. Was tut man nicht so alles als Band, um seine Fans „zu Hause“ zu besuchen und ihnen den Weg nicht all zu schwer zu machen. Und bei 6 EUR Eintritt kann man sowieso nicht meckern. Wäre gern noch bei den anderen Konzerten dabei gewesen. Aber leider zieht es mich ja selbst auf Tour.
Später auf dem Heimweg beschließen Anna und ich auch noch im nächsten Jahr eine neue Band zu gründen. Und begießen das bei einem Bier beim Dönermann. Eigentlich also alles in Allem ein gelungener, runder Abend, auch wenn es jetzt ein wenig abgegriffen klingt.
Und: Wie oft kommt es schon vor, daß eine Band, und eine gute dazu, direkt, na ja fast direkt, vor Deiner Haustür spielt?