Distemper, Rolando Random & The Young Soul Rebels, J*A*N feat. UDSSR, Solitos, Venus Hill.

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16.09.2004
>> in concert <<
Sonntag um 5 Uhr früh, mit ein paar Cola-Vodka, oder eigentlich Vodka mit etwas Cola und sehr viel weniger Geld in der Tasche ging mal wieder ein klassisches Wochenende zu Ende. Ein Wochenende im Tommy Haus. Doch fangen wir mal mit dem Freitag an.

Seit langem angekündigt und auch die ganze Zeit im Hinterkopf: Distemper aus Moskau. Der eine Song, den ich zuvor gehört hatte, war vielversprechend. Eine rauhe Stimme, mit viel Trompeten und Posaunen unterstützt. Um dem Abend etwas Besonderes zu verleihen wurden aus Österreich J*A*N feat. UDSSR und die Berliner Rolando Random & The Young Soul Rebels eingeladen. Die Österreicher spielten als erstes und sehr zeitig, so dass man etwas früher hätte da sein müssen. Na ja die letzten Songs waren nicht schlecht. Wer auf Ami-Trompeten-Punk abgeht, sollte sich die Jungs mal geben. Jan feat. UDSSR sind ja des Öfteren in Deutschland und somit auch in Berlin unterwegs. Sie machten dann Platz für Rolando Random & The Young Soul Rebels. Über die relativ neue Band braucht man wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Sie sind ja zurzeit so gut wie überall zu sehen und sie machen Ska für den noch keine passende Schublade gefunden wurde. Die eine ist überfüllt, die andere zu schmal, na ja man kennt das ja … Zu mindestens passten sich Rolando Random & The Young Soul Rebels dem Publikum an und gaben sich dieses Mal punkiger als bei anderen Anlässen. Das wurde dann auch glatt belohnt und ein gut gefülltes Tommy Haus feierte die Jungs aus Berlin. Gut gefüllt war auch der Innenhof davor, so dass ich in mir gar nicht sicher bin, wo mehr Leute waren. Irgendwann, mehrere Biere später, gaben sich Distemper die Ehre. Ska. Moscow. Punk. So der Titel ihrer neusten Platte, trifft die Sache eigentlich genau auf den Punkt. Zackiger Punk, Abwechslungsreich und äußert interessant, mit anspruchsvoller Unterstützung von Trompeten und den anderen Blassinstrumenten.
Angefangen haben die Jungs als reine Punk und Hardcore Formation. Dieses bereits 1989 - ja ab diesem Jahr war ja dann alles möglich. Ihren Werdegang im Punk, Hardcore und zu guter Letzt auch im Ska Bereich dokumentiert wohl die Platte „XV“ aus dem Jahre 2004.
Aus 9 bis jetzt erschienen Alben wurden hier nochmals 24 Perlen herausgelesen und auf eine Platte gepresst. Teilweise geht die Soundqualität bis hin zur besten Wohnzimmer Aufnahme, die wahrscheinlich mal als Demo diente … sehr interessant!
Zurück ins Tommy Haus, das Konzert der Russen wurde sehr ausdauernd von einen tanzendem Maskottchen begleitet, welches sehr viel Platz auf der Bühne einnahm und wahrscheinlich ziemlich geschwitzt hat unter seinem überdimensionierten Dog-Kostüm. Zugabe! Schluss! Bierchen!

Es war eine ordentliche Tour durch Deutschland geplant, doch was blieb waren 2 kleine Konzerte. Eins dazu in Holland, also war die Deutschlandtour zusammengeschrumpft auf sage und schreibe ein Konzert. Zwischendurch noch ein Interview beim Musiksender Fritz in Potsdam. So waren Solitos sehr viele Kilometer unterwegs, bevor sie sich auf der Bühne beweisen konnten. „Wir quetschten uns und unser komplettes Equipment in den eigentlich viel zu kleinen aber trotzdem nicht billigen Transit und fuhren erstmal 650 km nach Nijmegen/Holland um ein Konzert im "The Onderbroek", einem besetzten Haus in der Innenstadt zu spielen.“ Das Konzert war wohl gut besucht und die Berliner hatten einen netten Abend mit vielen netten Niederländern. Nächsten Tag auf nach Potsdam, Interview. Alle anderen geplanten Gigs wurden von den Veranstaltern nach und nach gecancelt, so das nur noch das eine blieb. „Das zweite Konzert war innerhalb des ‚Ska-Mania-Festivals´ in Dannenbüttel bei Wolfsburg, im Vereinshaus des Wolfsburger Chapters des ‚Borntobewild´-Motorradclubs. Die Location war gewöhnungsbedürftig, es waren eben Rocker, die da Bier ausschenkten etc. (auf Details geh ich hier jetzt lieber nicht ein).“ Mit dabei waren außerdem Hiccups, Dynamo Ska und Maskapone. „Am nächsten Morgen hab ich mich dann noch von den Bewohnern des örtlichen Hornissennestes stechen lassen und dann ging´s heimi.“
Eine Woche später gab es dann den großen Tourabschluss im Tommy Haus. Doch zuerst mussten die 11 Jungs und Mädels von Venushügel ran und ihre Show vor etwa 8 Leuten beginnen. Nach ein paar Liedern füllte sich das Tommy Haus aber das zweite Mal an diesem Wochenende und das Publikum konnte begeistert werden. Ob es an der Ausstrahlung der 3 singenden Niederländerinnen oder doch an der musikalischen Leistung der Band lag, bleibt wohl ein ewiges Geheimnis. So spielten Venus Hill ihr Set runter und gaben einen netten Einstieg ins noch zuvor stehende Konzert von Solitos.

“es gibt ein Bier namens Salitos, damit wolln wa aber nix zu tun haben, auf spanisch müsste es eigentlich Los Solitos heißen, das hieße "Die Einsamen" oder so was, wußten wir aber auch bei der Auswahl noch nicht. Eigentlich gefiel uns einfach der Wortklang, son bißchen was mit Sonne könnte man denken, hat einfach schön viele Vokale, es ist kein "the" und kein "ska" im Namen, das war uns wichtig“
Solitos sind live einfach immer wieder eine Wucht. Ihr abwechslungsreiches Programm, welches sich zwischen Reggae, Ska und irgendetwas dazwischen, davor und dahinter bewegt, ist immer wieder beeindruckend. Und deshalb ist es auch nicht wunderlich, dass ein Grossteil der Berliner Skagemeinde schon des längeren auf einen Tonträger wartet. Doch die schon vor einer Weile inoffiziell angekündigte CD, wird doch erst im Februar nächsten Jahres fertig sein. Deshalb muss man sich weiterhin mit dem einen Song „Sad Clown“ auf dem „Hauptstadt-Ska“ Sampler zufrieden geben. Doch was lange wärt, wird richtig gut, denn die CD soll ganze 70 Minuten Solitos beinhalten. Super, wir freuen uns drauf.
Ganz so gut besucht war das Konzert im Tommy Haus dann doch nicht, aber für die körperlich aktiven vor der Bühne, ist das auch gar nicht so schlecht. So konnte wenigsten noch ein bisschen unverbrauchte Luft eingeatmet werden. Wobei, eigentlich doch nicht. Eigentlich war es trotzdem tierisch heiß und die Luft verbraucht. Na gut nicht so schlimm, mit Solitos zu feiern macht halt einfach Spaß und da nimmt man so etwas gerne in Kauf. Es war wieder ein gewohnt gutes Konzert und weil der Abend, so gut wie er bis dahin verlaufen ist, nicht einfach so enden sollte, ging die Party für einige im Lauschangriff weiter.

Auf dem Plan stand Noche De Accion mit DJ Pescaito & El Senior Shaqui ñ o. Es brachte zwar eine kleine musikalische Umstellung mit sich, aber man konnte noch mal ganz gemütlich abschwofen. Auch wenn Noche De Accion selber ihre Musikauswahl mit Ska, Reggae, Rumba und Punk bewerben, war vom Punk gar nichts zu hören. Die Musik bewegte sich eigentlich eher in der spanischen und Latein Amerikanischen Ecke. Von Costo Rico über Manu Chao bis hin zu Kaoma mit ihrem Hit Lam Bada und zurück zu Babylon Circus. Eine nette Party für 2 Euro Eintritt, gute Bierpreise und günstige Longdrinks wie Cola-Vodka. Das Geld war trotzdem irgendwann alle und so wankten wir in Richtung Heimat.