"Wildes Herz" ist eine sehr intime und mitreißende Dokumentation über den jungen Musiker Jan "Monchi" Gorkow, Sänger und Frontmann der Mecklenburger Punkband "Feine Sahne Fischfilet". Die Regisseure Charly Hübner und Sebastian Schultz begeben sich auf eine sehr ehrliche und humorvolle Reise ins wild schlagende Herz einer aufgewühlten und zu großen Teilen abgehängten Region zwischen Verlierern und Gewinnern, zwischen Rückschlägen und tanzenden Triumphen sowie diversen Bushaltestellen. Sie begleiteten Monchi und die Band über 3 Jahre auf Tourneen und im Alltag.
Schauspieler und Regisseur Charly Hübner gelingt mit "Wildes Herz" eine Nahaufnahme eines Menschen, der nicht müde wird im Kampf gegen Rechtsextremisten, welche im dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern einige Hochburgen und sogenannte "national befreiten Zonen" haben. Nicht unerwähnt bleiben die Jahre, in denen der junge Monchi als Ultra‘ von Hansa Rostock mit dem Gesetz in Konflikt gerät, ebenso findet sich die Beobachtung als vermeintlicher Linksextremist vom Landesverfassungsschutz sowie diverse Aussagen von Innenminister Lorenz Caffier (CDU) in der Dokumentation wieder.
Es geht in "Wildes Herz" weniger um die Musik die Feine Sahne Fischfilet machen, sondern um die Art wie sie Musik machen und für wen. Das heißt konkret, Jan Gorkow und Co. bleiben ihrer Heimat Mecklenburg Vorpommern bzw. Jarmen treu und wollen mit ihrem Engagement all jenen Kraft geben, welche nicht in die großen Städte ziehen und sich in die linken "Wohlfühlkieze" verdrücken.
Monchi und Co. sprechen mit ihrer Musik unweigerlich die vielen kleinen Anti Nazi Bündnisse und Aktiven an, wie im Film eben "Demin Nazifrei" und damit eben auch andere lokale Anti Nazi Bündnisse wie "Cottbus Nazifrei" oder "Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)", welche sich Vorort auch immer wieder mit Naziaufmärschen und diversen anderen Naziaktivitäten auseinandersetzen müssen und ebenso wichtige Präventionsarbeit gegen Nazis und Rassismus leisten.
Der Film ist, zumindest auch für mich zum Teil, ein biografischer Spiegel, so schildert er mehr oder weniger authentisch die Sozialisierung und Politisierung durch die Erlebniswelt Fußball, bis hin zu der Erkenntnis, dass das eben auch nicht alles sein kann oder muss und so beginnt bzw. begann ein Politisierungsprozess und im Falle von Monchi auch die Erfolgsgeschichte von "Feine Sahne Fischfilet".
Jan (07.04.2018)