Schon ziemlich früh im Jahr wurde bekannt, dass die Bande um Feine Sahne Fischfilet (FSF) nach Frankfurt (Oder) kommen wird und das für alle Exil Frankfurter*innen passend, einen Tag nach Weihnachten. Also frühzeitiges Karten besorgen war angesagt und die Vorfreude stieg von Monat zu Monat, von Woche zu Woche von Tag zu Tag.
Kurz vor Weihnachten stieg dann die Anspannung in Befürchtung einer Verbotsdebatte, rund um das Konzert, wie in anderen Städten. Jene blieb aber zum Glück aus. Am Tag selber ließen sich jedoch drei AfD*ler bei der im Vorfeld stattfindenden Infoveranstaltung von Iuventa10 blicken. Die Crew von der Iuventa hat in den letzten Jahren tausenden Menschen in Seenot geholfen, dafür drohen ihnen jetzt 20 Jahre Knast. Wenn ihr könnt, lasst eine Spende für die Prozesskosten da.
Bevor das Konzert begann, setzte sich das fort, womit ich beim Weihnachtspogo vor ein paar Tagen nicht fertig geworden bin. Das Begrüßen von Leuten aus nah und fern. Sagen wir mal so: es waren Leute von Früher da, Leute von ganz Früher und Leute mit denen man den #baseballschlaegerjahren in Frankfurt (Oder) was entgegensetzte. Rund um, es waren 7 Generationen Antifa Frankfurt (Oder) am Start. Ein Klassentreffen der etwas anderen Art. Insgesamt dürften es knapp 4000 Menschen gewesen sein, die den Weg in die Messehalle gefunden haben.
Den Beginn des Konzerts machten Waving the Guns (WTG) aus Rostock und es gab feinen Zecken-Rap auf die Ohrmuschel.
Inhaltlich geht es bei WTG um die Artikulation von Antithesen zum Normalität werdenden Schwachsinn, um Übertreibungen und Understatement, um Gepöbel und Reflexion und darum, Scheisselabern mit Haltung zu verweben, also genau mein Ding. Meinungsäußerung und Auseinandersetzung sind wichtiger Bestandteil, ebenso aber Entertainment und schlichtweg Bock auf Musik. So brachten WTG den Saal zum Toben und die Stimmung war bestens.
Feine Sahne betraten die Bühne mit einem großen Knall und die Halle explodierte das ein ums andere Mal. Vor 4 Jahren gaben sie ihr Debüt in Frankfurt (Oder), damals als Vorband der Toten Hosen vor ein paar hundert Leuten. Heute ist das alles anders mit den Jungs von der Mecklenburgischen Ostseeküste und so spielt man mittlerweile auf den großen Festivalbühnen. FSF tragen seit einigen Jahren einen großen Teil zur Politisierung ganzer Generationen bei und sind der musikalische Ausdruck dafür, dass das Sterben im Mittelmeer eines der größten Verbrechen dieses Jahrhundert ist. Dass Staat und NSU Hand in Hand gehen und das Polizeigewalt scheiße ist und Nazis, Faschisten und Rechtspopulisten sowieso.
Eröffnet wird natürlich mit „Zurück In Unserer Stadt“, nach drei Songs stellt sich die Band als nette Jungens von der Mecklenburgischen Ostseeküste vor, die uns allen Bananen mitgebracht hat. Gleich darauf wird zu „Mit Dir“ ein aufblasbares Bananenboot in die Crowd gelassen und Max Bobzin einer der Bläser „paddelt“ durchs Menschenmeer.
Bei „Angst Frisst Seele auf“ frisst sich gerechter Zorn durch mein Herz, als Monchi die Hintergründe um Genossin und Antifaschistin Katharina König-Preuss für die Entstehung des Songs erzählt. Natürlich darf auch „Schlaflos in Marseille“, mein Lieblingssong der Band, nicht fehlen.
Nach dem Motto “Miteinander, nicht gegeneinander, wie es uns in der Gesellschaft beigebracht wird” – wie die Bandmitglieder immer wieder betonten – war die halbe Halle ein sich immer wieder entstehender Circle- und Mohspits ganiert mit Rauchfackeln und Bengalischen Lichtern, während FSF viele Songs ihres aktuellen Albums “Sturm und Dreck”, aber auch Klassiker wie “Geschichten aus Jarmen”, “Mit Dir” oder “Für diese eine Nacht” spielten.
Mit zwei extrem langen Zugaben und dem wohl bekanntesten Song “Komplett im Arsch” zum Abschluss war nach über zwei Stunden schließlich Ende. 2020 wollen die Mecklenburger erstmal für eine Weile etwas Pause machen. Ein ganzes Jahr so munkelt man. Ich hoffe wir sehen uns wieder.