Alle Jahre wieder treffen sich, kurz vor Weihnachten, lustig und wild zurecht gemachte junge und nicht mehr ganz so junge Menschen aus nah und fern in der kleinen Oderstadt um zu lauschen, was die ein oder andere Frankfurter Punkband das Jahr über so in ihrem Proberaum und darüber hinaus gemacht hat. Zuletzt sah man den wilden Haufen, versammelt in einem alten Lokschuppen ganz in der Nähe des Bahnhofs, im Jahre 2019. Eine Pandemie suchte uns bekanntlich heim und so wurde der ein oder andere der Iro ganz schlaff und das jährliche Zusammenkommen mit diesen wunderbaren Menschen fiel erst einmal aus.
Für dieses Jahr standen Blutiger Osten (Brandenburg an der Havel), The Tikes aus Dresden und die Lokalmatadore Psychrolutes und Telekoma auf dem Programm. Zwei Tage vor dem jährlichen Stelldichein, haben sich The Tikes wohl aufgelöst, demzufolge blieb Besuch aus Elbflorenz aus.
Das Vorglühen in der Bar des Vertrauens zog sich aus verschiedenen Gründen hin und als es dann soweit war, waren die Jungs von der Havel mit ihrem Set an illustren Weihnachts-Singsang schon fast fertig.
Nach einer geschnorrten Kippe und etwas Bier begaben sich Psychrolutes auf die Bühne. Zum Vortrag gebracht wurden der ein oder andere Klassiker aus der Zeit, als man noch unter dem Namen Paranoia firmierte und diverse neue Stücke. Dem Buschfunk zufolge werden die Pinguine von den Falklandinseln im Frühjahr Nachwuchs bekommen. Wir dürfen gespannt sein. Auf der Bühne hörte sich das alles schon sehr gut an.
Telkoma machten den Abschluss des mittlerweile 19. Klassentreffen. Auch hier war das ein oder andere neue Lied zu hören. Smasher wie “Gib niemals auf”, “Egal wie hoch”, “Anfang oder Ende” oder auch “Ich will nur Leben” wurden vom Publikum dankend angenommen und es wurde auf und um die Tanzfläche wild.
Das diesjährige Klassentreffen der verschiedensten Leute aus dem linken und alternativen Spektrum der Stadt und dem Umland, sowie von den Exil-Frankfurer*innen, die zur (Vor)Weihnachtszeit Mutti und Vaddi etc. besuchen, war auch nach zwei Jahren Zwangspause ein Erfolg. Der Pöbel ging auf und neben der Tanzfläche sehr gut ab, was auch diesmal wieder für verwirrte Blicke bei den hauseigenen Tresenkräften sorgte. Ausgewogene Tanzeinlagen ist man wahrscheinlich im Kamea nach wie vor nicht gewohnt. Ansonsten bleibt festzustellen, dass der Weihnachtspogo mit seinen Gästen altert und es derzeit wenig junge Menschen gibt, die sich mit Punk und anderen Subkulturen auseinanderzusetzen scheinen. Sicherlich ist Corona nicht ganz unschuldig dran und die digitale Medienwelt tut ihr Übriges dazu, dass Subkulturen jenseits der großen Städte seit einigen Jahren an Zulauf verlieren.
Jan