Seit mehreren Wochen freuten sich die verschiedensten Kreise auf Frankfurter und Słubicer Seite auf dieses Konzert und so wurde mir immer wieder das obligatorische “biste am Start” ins Ohr gelegt.
Das Punk Fest in Słubice gibt es schon eine ganze Weile. 2016 begann diese Reihe im Klub Prowincja und so gab es bis Corona einmal im Jahr das ein oder andere Highlight aus dem Polnischen Ska, Reggae und Punk Spektrum auf die Ohren. Nach drei Jahren Coronapause sollte also diese Reihe fortgesetzt werden und in diesem Jahr auch erstmals mit einer Band aus der Nachbarstadt.
Erfreulich früh begann der Einlass und so konnte man auf dem Weg über die Stadtbrücke das ein oder andere bekannte Gesicht begrüßen. Am Ende fand sich ein Publikum aus vielen alten und einigen neuen Gesichtern ein. Um die 200 Menschen aus der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice sowie aus dem Umland dürften es gewesen sein. Auf dem Programm standen neben den Frankfurter Psychrolutes, Kufajka Rencisty aus Sulęcin, Dzieci aus Krosno Odrzańskie und als Headliner Offensywa aus Szczecin.
Den Anfang machten die Jungs von Kufajka Rencisty. Seit 30 Jahren besteht die Band aus dem knapp 50 km entfernten Sulęcin und erfreut das Publikum mit einem durchweg hörenswerten Punkrock, was sich auf der sehr gut gefüllten Tanzfläche durch die ersten Hüpfeinlagen zeigte. Der Auftritt des charismatischen Sängers rundete das Gesamtbild ab und läutete in einen tanzwütigen Abend ein.
Als Dzieci die Bühne betraten, dürfte es dem ein oder anderen schmerzhaft vor Augen geführt haben, wie alt man geworden ist, trat diese Band doch schon 1992 im Frankfurter Mikado auf und spielten damals wie heute eine wilde Mischung der breit angelegten Post-Punk-Musik. Das dürfte damals eines dieser Konzerte gewesen sein, bei dem sich erahnen ließ, dass sich Frankfurt (Oder) und Slubice auf den Verschiedensten Ebenen der (Sub)Kulturen annähern wird und die Grenze zwischen den Städten nur Bürokratie ist. So gab es in den über 30 Jahren die verschiedensten Begegnungen und Anstrengungen gemeinsame Kulturprojekte, wie gemeinsame Konzerte und Festivals etc. zu organisieren und so die Städte zur heutigen Doppelstadt werden zu lassen.
Als dritter im Bunde gaben sich Psychrolutes die Ehre und brachten den ein oder anderen Klassiker aus der Zeit, als man noch unter dem Namen Paranoia firmierte, zum Vortrag. Im Gegensatz zum letzten Weihnachtspogo boten die Jungs deutlich mehr neue Stücke dar. Wir dürfen gespannt sein, denn bis zum Weihnachtspogo soll es vielleicht ein neues Album geben. Auf der Bühne hörte sich das alles schon sehr gut an und der Saal tobte.
Das Ende vom großen Konzertreigen machten die Jungs von Offensywa. Dem ein oder anderen dürfte in Erinnerung sein, dass er die Jungs auf dem Woodstock Festival gesehen hat. Dort spielten die Jungs viermal zwischen 2012 und 2019. Ebenso haben sie schon mit Bands wie Anti Flag und Rise Against die Bühne geteilt, als diese in Poznań bzw. Warschau gespielt haben. Den Opener machten sie mit einem sehr gelungenen Cover vom Ramones Klassiker Blitzkrieg Bop, danach ging es mit eigenen Songs stürmisch weiter und der Saal fing einmal mehr an zu beben an diesem Abend. Nach gut einer Stunde packten die Jungs vom Haff zusammen. Ein Fazit des Abends für mich ist, dass die Doppelstadt im Großen wie im Kleinen auch nach den schweren Corona-Jahren nichts an ihrem Charme und ihrer Verbundenheit zueinander verloren hat.